Hund im Wald: Hier ist Vorsicht geboten - Zecken können Krankheiten übertragen

Durch Zecken übertragene Erkrankungen: Gefahren für Hunde

Anaplasmose, Ehrlichiose und Borreliose beim Hund – alles nur Panikmache oder doch ein unterschätztes Risiko? Wie kommt es, dass immer häufiger von durch Zecken übertragene Krankheiten bei Hunden die Rede ist? Welche Gefahren lauern tatsächlich auf unsere Vierbeiner in Deutschland und Europa? Und wie kann ich eine Krankheit bei meinem Hund erkennen? Hunde werden nicht nur deutlich häufiger von Zecken befallen als Menschen, auf sie lauern auch weitere Gefahren in Form von Bakterien, Viren und gefährlichen Einzellern.

Zu den häufigsten durch Zecken übertragenen Infektionskrankheiten beim Hund gehören:

  • Die Lyme-Borreliose
  • Die Anaplasmose
  • Die Babesiose
  • Die FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis)

Die Verbreitung der von Zecken übertragenen Erreger ist regional unterschiedlich. Unser Tipp:

  • Informieren Sie sich bei Ihrem Tierarzt-Team vor Ort, welche Krankheiten in Ihrer Region besonders häufig vorkommen.
  • Reisen mit dem Hund gehören gut vorbereitet. In anderen Regionen der Welt gibt es andere Parasiten – idealer Ansprechpartner ist auch hier Ihr Tierarzt-Team.
  • Achten Sie auf einen lückenlosen Zeckenschutz, denn ein zu spät und unregelmäßig verabreichtes Zeckenschutz-Präparat erhöht die Gefahr von Infektionen.¹

Die wichtigsten durch Zecken übertragene Krankheiten für Hunde in Deutschland

Borreliose beim Hund – eine schleichende Hundekrankheit

Welcher Erreger steckt hinter der Lyme-Borreliose?

Die Borreliose wird durch spiralförmige Bakterien ausgelöst – die Borrelien. Wie viele Zecken den Erreger in sich tragen ist regional sehr unterschiedlich. Somit variiert auch die Gefahr für Hunde, sich mit Borrelien zu infizieren. Wie bei anderen Krankheitserregern, gibt es bei der Borreliose verschiedene Unterarten, von denen nicht alle dem Hund gefährlich sind. Die wichtigsten Vertreter sind Borrelia burgdorferi sensu stricto, Borrelia afzelii und Borrelia garinii. Gegen diese drei ist ein Impfschutz beim Hund möglich. Die Ständige Impfkommission für Veterinärmedizin (StIKo Vet) rät zur Impfung, wenn der Hund im Freien aktiv ist und ein Zeckenstichrisiko besteht.²

Wie und wie häufig infizieren sich Hunde mit Borreliose?

Überträger von Borreliose-Bakterien ist vor allem der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus). Aber auch die Igelzecke kann die Erreger in sich tragen. Je nach Region haben bis zu 10 % der Hunde in Deutschland Antikörper gegen Borrelien im Blut. Das bedeutet, dass ein Erregerkontakt stattgefunden hat. Glücklicherweise entwickelt nicht jeder Hund klinische Symptome.

Borrelien sitzen im Darm der Zecke. Sticht nun eine Zecke sein tierisches Opfer, so strömt Blut in den Parasiten, wodurch die Erreger die Darmwand des Spinnentieres durchbrechen. In der Folge wandern sie in die Speicheldrüse, von wo aus sie an den Hund abgegeben werden. Nach dem Zeckenstich breiten sich die Bakterien allmählich im Körper des Hundes aus und können vor allem die Gelenke, in einzelnen Fällen auch andere Organe befallen. Gut zu wissen: Zecken müssen für mindestens 16 bis 24 Stunden Blut saugen, bevor sie die Borreliose-Bakterien auf den Hund übertragen können.

Welche Symptome kann ein mit Borreliose infizierter Hund entwickeln?

Erste Symptome einer Borreliose-Infektion einige Tage bis Wochen nach einem Zeckenstich können sein:

  • Mattigkeit
  • Appetitlosigkeit
  • Fieber
  • Wechselnde Lahmheiten

Nach einigen Wochen bis Monaten können erneut schmerzhafte Entzündungen der Gelenke auftreten. Meist sind verschiedene Gelenke abwechselnd betroffen, sodass der Hund unterschiedlich stark an verschiedenen Gliedmaßen lahmt.

Hundehalter aufgepasst

Die beim Menschen typische Wanderröte um die Einstichstelle fehlt beim Hund. Deshalb wird die Erkrankung beim Tier oft erst in einer späteren Phase erkannt. Umso wichtiger ist das frühzeitige Erkennen typischer Symptome einer Borreliose beim Hund.

Zecken beim Menschen

Was tun bei möglichen Krankheitsanzeichen?

Wer entsprechende Symptome an seinem Hund feststellt, sollte eine Tierarztpraxis kontaktieren. Hier können alle weiteren Untersuchungen durchgeführt werden. Bestätigt sich der Verdacht auf eine Borreliose, kann eine Therapie mit bestimmten Antibiotika erfolgen. Die Therapie sollte so früh wie möglich einsetzen. In chronischen Fällen können Symptome wiederkehren und eine Behandlung muss ggf. wiederholt werden.

Das sagen Experten: Die Ständige Impfkommission für Tiermedizin (StIKo Vet.) rät zum Schutz vor Borreliose:

Beim Blutsaugen können Zecken gefährliche Krankheiten auf den Hund übertragen

Weitere wichtige Krankheiten nach ihrer Bedeutung für Hunde in Deutschland

Die Anaplasmose – ein Bakterium befällt weiße Blutkörperchen

Welcher Erreger steckt hinter der Anaplasmose?

Anaplasmen sind Bakterien, die bestimmte weiße Blutkörperchen des Hundes befallen und die Anaplasmose des Hundes auslösen können. Wie auch bei Borreliose-Bakterien werden Anaplasmen besonders vom Gemeinen Holzbock übertragen.

Wie und wie häufig infizieren sich Hunde mit Anaplasmen?

Die Infektionsraten bei Zecken sind je nach Region unterschiedlich. Somit ist auch das Risiko, mit dem Erreger infiziert zu werden, in Deutschland verschieden. Untersuchungen haben gezeigt, dass in manchen Regionen jeder fünfte Hund Kontakt mit Anaplasmen hatte.

Welche Symptome kann ein mit Anaplasmose infizierter Hund entwickeln?

Nicht alle Hunde, die infiziert sind, werden auch krank. Bei vielen Hunden scheint die Infektion mild zu verlaufen, ohne dass sie Krankheitsanzeichen zeigen. Wenn sich jedoch Symptome entwickeln, können sie denen einer Borreliose ähneln:

  • Abgeschlagenheit
  • Fressunlust
  • Blasse Schleimhäute
  • Lahmheit

Vorsicht: Wird ein Hund parallel mit Borreliose- und Anaplasmose-Bakterien infiziert, kann das zu stärkeren Symptomen führen.

Was tun bei möglichen Krankheitsanzeichen?

In jedem Fall sollte man den Tierarzt aufsuchen, wenn der Hund krank erscheint. Eine Infektion mit Anaplasmose-Bakterien kann mittels spezieller Blutuntersuchungen nachgewiesen werden. Eine Behandlung ist mit bestimmten Antibiotika möglich.

Wichtig: Da es im Gegensatz zur Borreliose keine Impfung zum Schutz vor der Krankheit beim Hund gibt, kommen der Zeckenentfernung und dem Einsatz von wirksamen Zeckenschutzmitteln als vorbeugende Maßnahmen eine besondere Bedeutung zu.

Die Babesiose – akut und sehr gefährlich

Welcher Erreger steckt hinter der Babesiose?

Babesien sind Einzeller. Sie zerstören bei einer Infektion die roten Blutkörperchen des Hundes. Unbehandelt verläuft eine Babesiose-Erkrankung beim Hund häufig akut und schwerwiegend. Die Babesiose wird auch „Hundemalaria“ genannt.

Wie und wie häufig infizieren sich Hunde mit Babesien?

Babesien werden in Deutschland vor allem von der Auwaldzecke übertragen. Im Süden Europas ist es auch die Braune Hundezecke, die die krankmachenden Einzeller in sich trägt. Durch die Ausbreitung der Auwaldzecke steigt zunehmend das Erkrankungsrisiko für Hunde in Deutschland. Erschwerend kommt hinzu, dass Babesiose-Erreger bereits von der Mutterzecke auf die Zeckeneier übergehen können. Bei anderen Erregern ist dazu erst eine Blutmahlzeit an infizierten Tieren notwendig.

Welche Symptome kann ein mit Babesiose infizierter Hund entwickeln?

Eine Babesiose kann akut verlaufen und den Hund innerhalb kurzer Zeit schwer erkranken lassen. Mögliche Symptome sind:

  • Abgeschlagenheit
  • Fieber
  • Gelbsucht
  • Brauner oder dunkel-gelber Urin
  • Blasse Schleimhäute
  • Frequente Atmung

Was tun bei möglichen Krankheitsanzeichen?

Eine Babesiose ist eine sehr ernstzunehmende Erkrankung, die einen fatalen Verlauf nehmen kann. Daher sollte ein Hund im Verdachtsfall unverzüglich beim Tierarzt vorgestellt werden, der eine intensive Therapie beginnen kann. Auch hier sind ein durchgehender wirksamer Zeckenschutz sowie ein tägliches Absuchen auf Zecken entscheidend, um das Risiko einer gefährlichen Erkrankung zu reduzieren.

Die Ehrlichiose – ein Risiko am Mittelmeer

Welcher Erreger steckt hinter der Ehrlichiose?

Auslöser der Ehrlichiose sind ebenfalls Bakterien (Ehrlichia canis). Sie befallen die weißen Blutkörperchen und können Hunde schwer krank machen.

Wie und wie häufig infizieren sich Hunde?

Die Ehrlichiose wird vor allem von der Braunen Hundezecke übertragen. Das Verbreitungsgebiet der Zeckenart bestimmt auch das Vorkommen der Hundekrankheit. Dieses liegt hauptsächlich am Mittelmeer und anderen warmen Regionen der Welt. Gefährdet sind vor allem Hunde, die mit ihren Besitzern ins südliche Europa reisen oder von dort sogar Vertreter dieser Zeckenart mit einschleppen. Auch importierte Hunde können mit Ehrlichiose-Erregern infiziert sein.

Welche Symptome kann ein mit Ehrlichiose infizierter Hund entwickeln?

Man unterscheidet hier zwischen einer akuten und einer chronischen Krankheitsphase. Symptome einer akuten Ehrlichiose-Infektion beginnen in der Regel ein bis vier Wochen nach Ansteckung. Zu den Symptomen gehören:

  • Fieber
  • Mattigkeit und Appetitlosigkeit
  • Anzeichen von Blutgerinnungsstörungen: Punktförmige oder flächige Einblutungen auf Haut und Schleimhaut
  • Schwellungen der Lymphknoten

Deutsche Schäferhunde und Sibirische Huskys scheinen anfälliger für Ehrlichiose zu sein und stärkere Symptome zu entwickeln.

Was tun bei möglichen Krankheitsanzeichen?

Wird eine Ehrlichiose schnell diagnostiziert, kann mit einer intensiven Therapie ein guter Behandlungserfolg erreicht werden und der Hund vollständig genesen. Ist die Erkrankung bereits chronisch, ist die Prognose weniger gut. Daher ist es sehr wichtig, bei verdächtigen Symptomen unverzüglich den Tierarzt zu kontaktieren. Das gilt insbesondere, wenn man sich vorher mit dem Hund auf Reisen in Risikoländer befunden hat und ein Zeckenbefall möglich war.

Zudem sind folgende Tipps hilfreich:

  • Vor einer Reise über das Zeckenrisiko im Urlaubsland informieren
  • Hunde täglich nach Zecken absuchen – je schneller Zecken entfernt werden, desto geringer ist das Infektionsrisiko
  • Konsequent wirksame Zeckenschutz-Präparate verwenden

Die FSME – eine Viruserkrankung mit schweren Folgen

Welcher Erreger steckt hinter der Frühsommer-Meningoenzephalitis?

Das FSME-Virus, Auslöser der Frühsommer-Meningoenzephalitis, kommt nicht flächendeckend in Deutschland vor. Betroffen sind bestimmte Regionen, z. B. die südlichen und südöstlichen Bundesländer. Besondere Bedeutung hat die Viruserkrankung beim Menschen, weil sie zu schwerwiegenden Erkrankungsverläufen führen kann.

Wie und wie häufig infizieren sich Hunde?

Nach bisherigem Kenntnisstand infizieren sich Hunde mit dem Erreger zwar immer wieder. Offenbar scheinen aber viele der Hund nicht klinisch zu erkranken. Entwickelt ein Hund jedoch Symptome, verläuft die Krankheit oft schwer.

Welche Symptome kann ein mit FSME infizierter Hund entwickeln?

Eine FSME verläuft in der Regel akut. Die Symptome betreffen vornehmlich das Nervensystem. Zu den typischen Symptomen einer FSME beim Hund gehören:

  • Hohes Fieber
  • Erhöhte Schmerzhaftigkeit (besonders im Kopf- und Nackenbereich)
  • Verhaltensänderungen (Aggressivität, Teilnahmslosigkeit)
  • Schwankender Gang
  • Lähmungserscheinungen
  • Anfälle

Die Therapie beschränkt sich auf die Behandlung der Symptome. Im Gegensatz zu Menschen können Hunde bislang nicht gegen FSME geimpft werden.

Was tun bei möglichen Krankheitsanzeichen?

Bei Auffälligkeiten des Nervensystems sollte immer der Tierarzt aufgesucht werden. Denn neben der FSME gibt es zahlreiche weitere Erkrankungen, die eine schnelle Diagnosestellung und Behandlung erfordern.

Wichtig ist auch hier: Je weniger ein Hund von Zecken befallen wird, desto geringer ist das Risiko für schwerwiegende Infektionserkrankungen. Daher gilt: Ein adäquater Zeckenschutz hilft, die Gesundheit des Hundes zu erhalten.

FSME in Deutschland: Risiko nimmt zu

Karte: FSME Risikogebiete Deutschland