Ein Pferd beim Essen auf einer Wiese. Hier lauern Zecken.

5 Fragen zu Borreliose und Anaplasmose beim Pferd

Was sind typische Anzeichen einer Lyme-Borreliose beim Pferd? Welche Komplikationen können auftreten?

Das „typische Anzeichen“ für eine Borreliose-Infektion gibt es beim Pferd leider nicht. Was aus der Literatur bekannt ist, beruht größtenteils auf Fallbeispielen, die wegen der früher angewandten Testverfahren nicht unbedingt verlässlich sind. Am häufigsten beschrieben sind allerdings: Lahmheiten an mehreren Gliedmaßen, Gelenkschwellungen, Muskelverspannungen, Lethargie und Leistungsabfall. Manche Experten bezweifeln allerdings, ob die Erkrankung „Lyme-Borreliose“ mit klinischen Veränderungen beim Pferd überhaupt existiert.

Katharina Füßinger

Was bedeutet ein schwerer Krankheitsverlauf für Pferd und Besitzer?

Wenn eine Lahmheit über Jahre besteht, keine Ursache gefunden werden kann und das Pferd auf keine Therapie anspricht, sind die Besitzer schon sehr verzweifelt. Solche Fälle hatten wir mehrfach in unserer Studie.

Schwerwiegendere Symptome treten bei einer Neuroborreliose auf. Dabei infizieren Borreliose-Erreger das zentrale oder periphere Nervensystem. Vergleichbar mit der Infektion beim Menschen können auch beim Pferd Nervenausfälle auftreten (periphere Neuropathie). Hinzu kommen: Verringerung der Muskelmasse, vor allem im Lendenbereich, unkoordinierte Bewegungsabläufe, Schmerzen und Steifheit im Genick.

Worin unterscheidet sich das von einer Anaplasmose?

Bei einer Anaplasmose-Infektion haben Pferde, anders als bei Borreliose, hohes Fieber. Auch Gliedmaßenödeme werden dieser Krankheit zugeschrieben. Außerdem kann es zu kleineren Blutungen in den Schleimhäuten kommen, weil die Pferde an einem Mangel an Blutplättchen leiden. Betroffene Tiere können als Symptome Apathie und Leberversagen zeigen. Todesfälle sind eher selten und stehen meist im Zusammenhang mit bakteriellen Sekundärinfektionen anderer Art.

Borreliose und Anaplasmose sind bakterielle Erkrankungen. Können Pferde gut mit Antibiotika behandelt werden?

Die Anaplasmose spricht bei einer antibiotischen Behandlung meist gut an. Eine siebentägige Behandlung reicht in der Regel aus. Bei der Borreliose-Infektion ist das anders. Hier muss die Antibiotika-Therapie durch die Ergebnisse serologischer Untersuchungen, die den Ansprüchen einer guten Diagnostik genügen, untermauert werden. Ein erhöhter Antikörpertiter alleine ist nicht ausreichend.

Es wäre natürlich gut, wenn man Pferde im Frühstadium behandelt. Das ist aber eher unwahrscheinlich, da man die beim Menschen typische Wanderröte (Erythema migrans) um die Zeckenstichstelle beim Pferd nicht feststellt. Meist befinden sich die Pferde in der Spätphase, wenn die Diagnose gestellt wird. Dann ist die Behandlung aber schwieriger und sollte über drei bis vier Wochen andauern. Bessern sich die Symptome der behandelten Pferde nicht innerhalb von ein paar Tagen, sollte man die Diagnose allerdings nochmal kritisch hinterfragen.

Wie sollten Halter ihr Pferd am besten vor Zecken-übertragenen Krankheiten schützen?

Da Borrelien erst etwa 24 Stunden, nachdem die Zecke mit dem Blutsaugen begonnen hat, übertragen werden, empfiehlt es sich, das Pferd einmal täglich auf Zecken zu kontrollieren. Besonderes Augenmerk sollte man auf die Körperfalten, den Leistenbereich und den Kopf um die Nüstern legen. Daneben gibt es ein Zeckenspray, das laut Herstellerangaben bis zu vier Stunden vor Zecken schützen soll. Das kann man z.B. vor einem Ausritt oder einem Weidegang auftragen.

Und zum Schutz vor Borreliose gibt es die Impfung. Sie schützt vor den drei in Europa häufigsten Erregerarten. Die Impfung wird in Abhängigkeit vom individuellen Risiko gegeben. Das hängt davon ab, wie stark die Zecken in einer Region mit den Erregern infiziert sind und wie hoch das Risiko ist, dass das Pferd mit ihnen in Kontakt kommt. Letztlich entscheidet jeder Pferdebesitzer selbst.

Deutschlandkarte: Borreliose Infektionsraten bei Zecken in Deutschland.