Eine Mücke (aedes albopictus) sticht zu.

Unter Verdacht: Stechmücken als Überträger von Borreliose

Zecken sind die Hauptüberträger der Borreliose. So viel steht fest. Doch möglicherweise heißt es ab jetzt in dieser Hinsicht auch „Achtung Stechmücken!“. Die fliegenden Plagegeister tragen laut einer aktuellen Untersuchung eines Forscherteams vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und der Goethe-Universität Frankfurt manchmal Borreliose-Erreger in sich. Die Parasiten-Experten haben erstmals spezielle Gen-Abschnitte der Borrelien-Varianten Borrelia afzelii, Borrelia garinii  und Borrelia bavariensis in verschiedenen Stechmückenarten in Deutschland nachgewiesen. Die Ergebnisse wurden jüngst in der Fachzeitschrift „Ticks and Tick-borne Diseases” veröffentlicht.1

An 42 Standorten in Deutschland haben die Wissenschaftler von April bis Oktober 2013 insgesamt 3.615 Stechmücken gefangen. An elf Standorten trugen zehn verschiedene Stechmückenarten Borrelien in sich. In ihrer Studie konnten die Parasitologen zudem erstmalig in wild gefangenen und in unter Laborbedingungen geschlüpften Stechmücken Borrelien-DNA nachweisen. Das zeigt, dass die Bakterien die Entwicklung von der Larve zur Puppe und schließlich zur erwachsenen Mücke überstehen können.

Ob die Stechmücken mit ihrem Stich Menschen oder Tiere mit Borreliose infizieren können, wurde im Rahmen des Projektes nicht untersucht. Stechmücken gelten bislang unter Parasitologen nicht als effektive Überträger von Borrelien auf Menschen oder andere Säugetiere, da sie beim Blutsaugen – im Vergleich mit Zecken – weniger tief in die Haut stechen und der Saugvorgang viel kürzer dauert. Das Fazit dieser Untersuchung lautet: Stechmücken können Träger von Borrelien sein. Als Überträger auf den Menschen oder andere Säugetiere spielen sie aber vermutlich eine untergeordnete Rolle. Ein genaueres Bild könnten weitere Forschungen liefern.

Quelle:

1. Melaun et al. Occurence of Borrelia burgdorferi s. l. in different genera of mosquitoes (Culicidae) in Central Europe / Ticks and Tick-borne Diseases 2016; 7, 256-263